LIVING MEGASTRUCTURES
ein Film von Sabine Bitter und Helmut Weber
Venezuel/Deutschland/Österreich 2003/04
23 Minuten
spanische Originalfassung mit englischen Untertiteln
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Stadtteil 23 de Enero, Cararas

Juan Contreras

Paola Posani

Juan Barreto

Roland Denis

die Verfassung
In der südamerikanischen 5-Millionen Stadt Caracas finden in den letzten Jahren städtische Aneignungsprozesse statt, die massgeblich von der Politik jener Bewohnerinnen bestimmt werden, die noch vor wenigen Jahren von politischen Entscheidungsprozessen weitgehend ausgeschlossen waren. Bemerkenswert an diesem Selbstorganisationsprozess von unten ist, dass sich die Initiativen der BürgerInnen, Landkommittees und Stadtteilorganisationen auf häufig konfliktträchtige, aber dennoch produktive Weise mit dem von der Regierung Chavez initiierten Reformprojekt der „Bolivarianischen Revolution“ verbinden.

Die Videoarbeit „Living Megastructures“ stellt in Gesprächen mit BewohnerInnen, ArchitektInnen und Aktivistinnen die Frage nach den Aneignungsmöglichkeiten von zwei Megastrukturen, die das Erscheinungsbild und soziale Gefüge der Stadt prägen und verknüpfen die Struktur des Stadtteils 23 de Enero, ein modernistisches Wohnbauprojekt aus den 1950er Jahren, mit der Verfassung von 1999, die Venezuela als „Partizipative, protagonistische Demokratie“ beschreibt und mit der die Beteiligungs- und Gestaltungsmöglichkeiten für Communities, Basisinitiativen und Bürgerinnen ausgeweitet werden.

Die Gespräche umkreisen die Fragen nach den Möglichkeiten und Grenzen von Aneignungsprozessen sowohl von Architektur als auch von Verfassung: wie Wohnraum und Stadt in den 50ern modernistisch geplant und hergestellt wurde, wie Teile dieser Superblockstruktur in einer Massenbesetzung in Besitz genommen wurden und bis heute das Leben in den Blocks beeinflussen und welches Potential die neue Verfassung für die Wiederaneignung von städtischem Terrain und Wohnraum bereitstellt.

Der Stadtteil 23 de Enero, die beeindruckende Mischung aus Barrios und Superblocks wird exemplarisch zum Schauplatz eines transformativen Urbanismus, der die Versprechen der Architektur und Planung mit politischem Anspruch und Willen verknüpft: speziell die auf der „bolivarianischen“ Verfassung basierende Neuordnung der räumlichen und sozialen Verhältnisse ermächtigt die Bürgerinnen die überholten Programme eines repressiven lokalen Modernismus durch neue Praktiken des Regierens zu ersetzen und den Weg für eine breitere soziale Partizipation, für eine „Demokratisierung der Stadt von unten“ zu öffnen.

GesprächspartnerInnen im Video:

JUAN ANTONIO ALDAZORO
, Direktor der staatlichen Druckerei, die auch die Verfassungsbuecher produziert

NEIZA DE ALVAREZ ZERPA, Bewohnerin 23 de Enero

ELSA ALVAREZ, Bewohnerin 23 de Enero

JUAN BARRETO, Parlamentsabgeordneter, MVR

JUAN CONTRERAS, Mitglied/Sprecher der Stadtteilorganisation Coordinadora Simon Bolivar, 23 de Enero

CAROL DELGADO, Sprecherin des Internationalen Kinderhilfswerkes, CNDNA

ROLAND DENIS, Vizeplanungsminister 2002/2003

ALI GONZALEZ, Künstler, Bewohner 23 de Enero

MADERA, Radio Alternativa Caracas

PAOLA POSANI, Architektin, Direktorin der Architekturfakultät UCV

JUAN PEDRO POSANI
Architekt, Direktor der Kulturabteilung CONAC


Living Megastructures entstand in Zusammenarbeit mit Osvaldo Michelli und Katharina Rohde
Videosupport: Alice Durst, Nicolas Bancilhon, M. Alejandra Padron, Victor Sanchez

Dank an:
Raul Zelik, Ruth Leckie, Pibe Gustavo, Esso Alvarez, Jeff Derksen, Gregory Wilpert, Coordinadora Simon Bolivar und die Bewohnerinnen des 23 de Enero


LIVING MEGASTRUCTURES ist Teil der Arbeitsreihe CARACAS, MADE IN VENEZUELA © Sabine Bitter/Helmut Weber, 2003. Das Video entstand 2003 im Rahmen von CaracasCase, ein Initiativprojekt der Kulturstiftung des Bundes, Deutschland und Caracas Urban Think Tank, Venezuela.