Place It!
Der Platz der drei (Staats-) Gewalten – Praça dos Três Poderes– in Brasilia ist das Kernstück bzw. Cockpit der in Flugzeugform angelegten Hauptstadt Brasiliens. Der als “Plano Piloto” berühmt gewordenen Entwurf des Städteplaners Lúcio Costa ging 1956 als Siegerprojekt aus dem Wettbewerb für die Neugründung der Hauptstadt Brasiliens hervor.
Während des Präsidentschaftswahlkampfes 1955 machte Juscelino Kubitschek die Realisierung von Brasilia zum zentralen Wahlkampfthema. Für den 1956 inaugurierten Präsidenten und für den mit der Realisierung beauftragten Architekten Oscar Niemeyer stand der expressive Entwurf in Vogel-, Flugzeug- oder Frauenform symbolträchtig für das ehrgeizige Unternehmen, das wirtschaftlich aufstrebenden Land mit einer neuen Haupt- und Regierungsstadt in die Geschichte der Moderne einzuschreiben und als Nationalstaat eine führende Rolle in der neuen Weltordnung der Nachkriegszeit einzunehmen. Kurzfristig konkurrierte Brasilia als das bessere Beispiel für neugegründete Regierungsstädte mit Washington.
Doch die Veränderung der geopolitischen Machtverhältnisse und der alleinige Führungsanspruch der USA unterdrückten die Entwicklung der lateinamerikanischen Staaten.
Auf kreuzförmigem Grundriss entstanden entlang der monumentalen Längsachse die Verwaltungs- und Repräsentationsgebäude der Regierungsstadt. Die Querachse bildeten aufgefächerte Superquadras, die als Wohnareale für die Staatsbediensteten und deren Familien dienten.
Der Platz der drei Gewalten ist das ideologische und symbolische Zentrum am östlichen Ende der Regierungsachse: Es wird vom Palast der Exekutive, dem Palast des Obersten Gerichtshofs und, mit etwas Abstand dazu, dem Kongress gebildet. Später wurde das Ensemble durch ein Mahnmal für die Demokratie ergänzt. Die von Juscelino Kubitschek vorangetriebenen Prozesse der Modernisierung fanden 1964 durch einen Putsch und die anschließende Militärdiktatur ein jähes politisches Ende.
Die gewaltigen Baufortschritte an der neuen Hauptstadt, die auch von Finanzskandalen begleitet wurden, waren allerdings so weit gediehen, dass sein politisches Ziel, das Land durch die Verlagerung der Hauptstadt – von Rio de Janeiro nach Brasilia im Landesinneren – neu zu strukturieren, nicht mehr rückgängig gemacht werden konnte.
Der formale Leerraum des Platzes, der von den Architekturen dieser Modernisierung von Oben strukturiert wird, wurde vorübergehend von Eis-, Getränke- und Souvenirverkäufern mit Verkaufsflächen und Kiosken bewirtschaftet. Dieses Wechselspiel von Dominanz und Unterordnung, von Unterdrückung und informeller Subversion war allerdings nicht von Dauer. Mittlerweile wurde der Platz, moderner Ordnungs- und Disziplinierungslogiken folgend, wieder leer geräumt.
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