On conditions
Die Konditionen des städtischen Lebens heute können (und sie
konnten es nie) keinen gemeinsamen Raum des Blickes erzeugen, mit dem sich
so etwas wie ein gemeinsames großen Bild der städtischen Gesellschaft
erkennen ließe. Was gemeinsam, was öffentlich ist, ist nicht
der Raum selbst, es sind die Grenzen der Räume, es ist ihre Segmentierung,
es ist ihr "Spacing", die ständig sich neu formierenden
Ränder. Eine Politik die das verschweigt ist entweder eine Politik
des Mythos oder eine des emergenten Kapitalismus. Beide beanspruchen die
Einheit des Raumes, generieren die Illusion des gemeinsamen Raumes des
städtischen Lebens, beide arbeiten aber ständig an der Besetzung
der Ränder zu ihren Gunsten: "Walking on structure". Wie
läßt sich eine Stadtsicht etablieren, die resistent ist gegen
die essentialistischen Tendenzen jener, die die Stadt als Raum lesen um
damit ihr Recht zu legitimieren, sie zu kontrollieren, sei es in ihrer
materialen Konstruktion oder ihre terirorialen transformationen? Wie lassen
sich die Fußangeln einer funktionalistischen oder phänomenologischen,
einer organistischen oder liberalistisch-soziologischen Konzeption von
Stadtbeschreibung umgehen, die die Konditionen städtischen Lebens
alle im Namen irgendeines transzendenten Standards fassen wollen? Vielleicht
muß man die Segmentgrenzen, das spacing, miteinander in Verbindung
bringen und gleichzeitig die Linien der Grenzen zerstören, um dann
und eben nicht in Projektionen von Utopien oder Gegenutopien, sondern im
Realen das kulturelle Phantasma aufzudecken, das die Basis für all
diese Formalismen ist. Raum ist eben nicht nur das Beschreibungsmodell
dieser Formalismen sondern sein Gewinn als Ziel von ihnen. On conditions:
ein als Transparent und im transparenten hängendes Individuum, drei
Blickschnitte und ein Durchblick, damit haben Sabine Bitter und Helmut
Weber in ihrer Ausstellung im Clocktower in New York gearbeitet.
Georg Schöllhammer, Camera Austria # 55/96